Eine Lebensreise.

Von Hans-Werner Kroesinger

„Die geretteten Kinder“, ein Erlebensspiel

In der Zeit zwischen Dezember 1938 und September 1939 konnten 10.000 jüdische Kinder Nazi-Deutschland in Richtung England verlassen. Diese von Sorgen und Realitäten erzwungene Ausreise, dieses gemusste Wegdürfen hat in den Seelen der Kinder unauslöschliche Spuren hinterlassen. Hans-Werner Kroesinger hat zwanzig bis fünfundzwanzig Erlebnisberichte damals betroffener Kinder, unter Mithilfe seiner Dramaturgin Karola Marsch und seines vierköpfigen Ensembles, zu einem Dokumentartheaterstück montiert.

Die geretteten KinderBeim Heidelberger Stückemarkt 2010 konnte ich seine Aufführung als Gastspiel des Berliner Theaters an der Parkaue sehen und war sowohl von der Erzählform wie auch von der Ästhetik der Aufführung begeistert. Trotzdem habe ich in meiner Inszenierung zu einem anderen Spielansatz gefunden. Ich habe in unserer Heidelberger Fassung die Texte, ursprünglich für vier Darsteller konzipiert, auf acht Darsteller verteilt. Daraus ergaben sich weitreichende Konsequenzen. Die Erzähler sind nun nicht mehr Vermittler vieler Schicksale, sondern Vermittler des eigenen Schicksals. Manche Geschehnisse erleben sie kollektiv, ob es sich nun um die „Reichskristallnacht“ handelt, die Bahnfahrt oder die Ankunft in England. Die dann getrennten Lebenswege bündeln sich immer wieder bei gemeinsamen Kinobesuchen oder in der Angst vor Bombenangriffen. Erzählend tauchen die Figuren in Erinnerungen ein, die sie das Erlebte noch einmal erleben lassen, manchmal in Form an Kinderspiele gemahnender Rituale, die mit bitterem Humor das offenbaren, was für sie damals verloren ging: ihre Kindheit.
Ziel der Aufführung ist es, wirklich Geschehenes als Spiel erlebbar zu machen, so dass es als Erlebnis der Zuschauer zu einem Teil ihrer Erinnerung wird.
„Möge die Übung gelingen!“*

Wolfgang Graczol

* Geleitspruch zu jeder angekündigten Artistennummer in André Hellers Akrobatenschau „Begnadete Körper“

(Dauer: ca. 1 1/2 Stunden; keine Pause)

Personen

Eva Zimmermann Elvira Köhler

Lydia Silberstein Lena Lenninghaus

Anna Petrini Carmen Pesce

Klara Bürgstein DariaZolna

Caspar Rothenberg Stefan Strasser

Johann Schneider Volker Banhardt

Hans Reichmann Max Lengwenat

Fritz Braun Erich Ueltzhöffer

Inszenierung Wolfgang Graczol